Existenzsicherndes Einkommen

Living Income

Trotz Fairtrade leben einige Bauernfamilien immer noch in Armut. Deshalb hat Fairtrade Benchmarks für ein existenzsicherndes Einkommen errechnet und zeigt mit einer Strategie, wie diese erreicht werden können.

Dank Fairtrade haben viele Bauern in Afrika, Asien und Lateinamerika ein sichereres Einkommen. Fairtrade hat auch die Arbeitsbedingungen der Plantagenarbeiter verbessert. Dank der Fairtrade-Prämie können sie ihre Kinder zur Schule schicken und haben endlich eine Gesundheitsstation in der Nähe ihres Dorfes. Viele Bauernfamilien haben jetzt eine Perspektive. Der wohl eindrucksvollste Beweis dafür sind die Farmen, die von den erwachsenen Kindern der Kleinbauernfamilien übernommen wurden und nun in zweiter Generation nach Fairtrade-Standards produzieren.

Der lange Weg

Diese Erfolge sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie bestenfalls Meilensteine auf einem langen Weg sind. Der Faire Handel versteht sich als ein Prozess, der kaum jemals abgeschlossen sein wird.

Ein gutes Beispiel ist der Kakaoanbau in der Elfenbeinküste: Einige Kooperativen finanzieren mit der Prämie u.a. Setzlinge für ihre Mitglieder, um alte Baumbestände zu erneuern. Die jungen Bäume versprechen einen viel höheren Ertrag, aber kaum ein Bauer hat plötzlich mehr Geld.

Das liegt zum einen daran, dass die Bäume mehrere Jahre brauchen, bis sie voll entwickelt sind und den erwarteten Ertrag bringen. Zweitens fällt es einigen Landwirten schwer, ihre alten Bäume zu fällen, solange sie noch zumindest einige Früchte tragen. Aber als Erklärung reicht das nicht aus.

Eine Studie des Real Price Institute im Auftrag von Fairtrade International zeigte 2018: In der Elfenbeinküste leben viele Fairtrade-Kakaobauernfamilien in Armut. Der Fairtrade-Mindestpreis und die Prämie allein können nicht die erwartete Wirkung auf sie haben. Aber warum?

Die Bedingungen für die Landwirtschaft sind von Land zu Land sehr unterschiedlich: fehlende Infrastruktur, niedrige Alphabetisierungsraten, die spürbaren Folgen des Krieges usw. In der Elfenbeinküste beträgt die durchschnittliche Landfläche 4 Hektar, was kaum zum Überleben reicht. Außerdem ist die Nachfrage nach Fairtrade-Schokolade zu gering, weshalb die Bauern nur einen Teil ihrer Ernte zu den günstigen Bedingungen von Fairtrade verkaufen können, mit einem Mindestpreis und einer Prämie. Auch der Marktpreis spielt eine wichtige Rolle: Er schwankt stark, was sich entsprechend auf die Planungssicherheit der Bauernfamilien auswirkt.

 

Was der Faire Handel bietet

Fairtrade hat in Zusammenarbeit mit anderen internationalen Handelsakteuren länderspezifische Referenzwerte für mehrere Sektoren berechnet (nach der bekannten Anker-Methode). Wie hoch wäre der existenzsichernde Lohn eines Kakaobauern in der Elfenbeinküste? Und wie viel sollte ein Kaffeebauer in Indonesien verdienen?

In der Elfenbeinküste beispielsweise liegt der existenzsichernde Lohn bei $7271 pro Jahr. Dies ist der Geldbetrag, den ein Haushalt benötigt, um sich selbst zu ernähren, zu wohnen, zu kleiden und zu pflegen, seine Kinder zu erziehen und einen Notgroschen für Unvorhergesehenes anzulegen.

Fairtrade hat deshalb Richtpreise errechnet: Wie viel muss eine Tonne Kakao kosten, damit eine Bauernfamilie einen angemessenen Lohn erhält? Die Größe des Betriebs, die Nachfrage, die Produktivität, die Diversifizierung und die Produktionskosten sind weitere entscheidende Faktoren für einen angemessenen Lohn. Eines ist klar: Nicht in allen Kontexten besteht der gleiche Handlungsbedarf. Fairtrade hat mit einer Reihe von Marktpartnern Pilotprojekte initiiert, die einen ganzheitlichen Ansatz zur Sicherung des Lebensunterhalts verfolgen.

Im Falle von Kaffee ist Fairtrade dabei, Benchmarks und entsprechende Preise in den Erzeugerländern zu berechnen, um dann die notwendigen Maßnahmen einzuleiten.

Fairtrade will zeigen, wie diese Maßstäbe erreicht werden können. In einigen Ländern und Branchen ist der Abstand gering, in anderen braucht es mehrere Schritte, um den existenzsichernden Lohn zu erreichen.

 

Wie groß ist die Farm?

Damit eine Familie diesen Schwellenwert erreicht, muss sie eine entsprechende Betriebsgröße haben. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung, aber gleichzeitig ist es für Fairtrade schwierig, darauf Einfluss zu nehmen. Deshalb konzentriert sich das Netzwerk auf die Faktoren, die es am meisten beeinflussen kann:

  • Produktivität: Diese kann durch geeignete Anbaumethoden, Regeneration des Baumbestandes und Schulungen durch unsere Netzwerke von Produzenten in Afrika, Asien und Lateinamerika, aber auch durch unsere Partner verbessert werden.
  • Diversifizierung: Die Bauernfamilien reduzieren ihre Abhängigkeit von einem einzigen Produkt, indem sie zum Beispiel zwischen den Kakaobäumen Süßkartoffeln oder Gemüse für den lokalen Markt anpflanzen.
  • Kosten: Landwirte können ihre Ausgaben reduzieren, indem sie ihre Anbaumethoden verbessern oder lokal produzierte Düngemittel verwenden.


Was ist das Ziel von Fairtrade für den Lebensunterhalt?

Das Ziel von Fairtrade ist es, zertifizierten Bauern einen existenzsichernden Lohn zu ermöglichen. Realistisch betrachtet ist die schrittweise Verbesserung der Einkommen unser erklärtes Ziel für die nächsten Jahre. Zu diesem Zweck führen wir Referenzpreise für die wichtigsten Produkte ein. Darüber hinaus werden wir die Produktivität und Diversifizierung durch Programme verbessern und die Genossenschaften weiter stärken (Struktur und Prozesse). Doch auch der faire Handel kann bei Betrieben ohne ausreichende Anbauflächen keine Wunder bewirken, und der Fortschritt wird begrenzt bleiben. Unser Ziel: Möglichst viele Bauern sollen ein existenzsicherndes Einkommen erzielen können.

 

Fairer Handel ist kein Wundermittel

Aber es ist noch ein langer Weg zu gehen. Es mag wie die Quadratur des Kreises erscheinen, aber wir wollen, dass die Bauern mehr Kakao, Kaffee und Bananen zu den besten Fair-Trade-Bedingungen verkaufen können! Der Faire Handel kann die notwendigen Veränderungen nicht alleine herbeiführen und ist daher auf die Unterstützung aller Beteiligten angewiesen.

Fairer Handel ist kein Wundermittel, sondern ein Prozess. Um auf Dauer eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen: Landwirte, Händler, Verarbeiter, Regierungen und Verbraucher. Damit die Bauern und ihre Familien frei von Armut leben können.

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