Weltweit arbeiten über eine Milliarde Menschen in der Landwirtschaft. Viele von ihnen können sich das, was sie für andere säen und anbauen, selbst nicht leisten. Sie haben keine Lobby und sind meist nicht organisiert. Die landwirtschaftlichen Betriebe, bei denen sie arbeiten, kämpfen in vielen Ländern selbst oft ums wirtschaftliche Überleben, denn sie werden im globalen Markt durch Zollbestimmungen und Marktmächte benachteiligt. Den Preisdruck, den landwirtschaftliche Betriebe im globalen Süden durch ihre Kunden erfahren, geben sie an ihre Arbeiter weiter. Ein Teufelskreis, den der faire Handel durchbrechen helfen will.
Insgesamt arbeiten derzeit rund 200.000 Menschen auf Fairtrade-zertifizierten Farmen, die meisten in den Produktbereichen Tee, Bananen und Blumen, 48 Prozent sind Frauen.
Seit 1994 arbeitet Fairtrade mit landlosen Arbeitern auf Teeplantagen. 1996 wurde der Standard für Fairtrade Bananen eingeführt. Von Anfang an war die Verbesserung der Situation der Arbeiter auf den Bananenplantagen hierfür ein wichtiger Motor. Seit 2001 gibt es Fairtrade Blumen, auch hier stehen die Arbeiter, und vor allem die Arbeiterinnen, die dieses Produkt anbauen, im Vordergrund. Insgesamt arbeiten derzeit rund 200.000 Menschen auf Fairtrade-zertifizierten Farmen, die meisten in den Produktbereichen Tee, Bananen und Blumen, 48% sind Frauen.
Sie profitieren in zweifacher Weise davon, dass ihr Betrieb Fairtrade- zertifiziert ist: Durch die Einhaltung der Fairtrade-Kriterien zu Arbeitssicherheit, Gesundheit, Arbeitsverträgen und Versammlungsfreiheit, und durch den Erhalt und die selbstbestimmte Verwendung der Fairtrade-Prämie. In jedem Fairtrade-zertifizierten Betrieb wählen die Arbeiter aus ihrer Mitte das sogenannte Prämienkomitee, das über die Verwendung der Prämiengelder entscheidet.
Die Fairtrade Standards schützen die Arbeiterinnen und Arbeiter und fördern sie. Fairtrade-zertifizierte Betriebe sind aktiv in Bereichen wie Arbeitsschutz, Sicherheit und auch Versammlungsfreiheit und Selbstorganisation. Die Selbstverwaltung der Prämiengelder durch die demokratisch gewählten Prämienkommittees gibt den Arbeitern die Möglichkeit, konkrete Verbesserungen für sich und ihre Familien umzusetzen. Häufig setzen sie auch Projekte um, die der ganzen Gemeinde nutzen. Wie viele Projekte umgesetzt werden können, hängt jedoch von der Höhe der Prämiengelder ab, und diese wiederrum direkt von den Fairtrade-Absätzen ab. Kurzgefasst: je mehr Fairtrade-Absätze, desto mehr Wirkung.
Fairtrade-Personal vor Ort berät die Prämienkomitees . Die Komitees von verschiedenen Betrieben tauschen sich aus und unterstützen sich gegenseitig. Ein solches Beispiel ist „Funtrajusto“, die Stiftung von mehreren kolumbianischen Prämienkomitees aus verschiedenen Betrieben, welche 2016 den Fairtrade-Award gewonnen hat.
Die Produzentennetzwerke unterstützen mit ihren Beratern vor Ort aber nicht nur die Beschäftigten und die Prämienkomitees, sondern auch die zertifizierten Betriebe. Sie beraten das Management bei der Umsetzung der Fairtrade-Standards, und unterstützen so betriebliche Verbesserungen in Bezug auf Sicherheit, Energienutzung.
Seit 2009 gibt es den Fairtrade-Standard für lohnabhängig Beschäftige, der sich auf vor allem auf die Produktionsverhältnisse auf Bananen, Tee-, und Blumenplantagen bezieht. Seit 2016 gibt es darauf aufbauend ausserdem den Fairtrade-Textilstandard, der für die gesamte Wertschöpfungskette gilt. Beide Standards haben zum Hauptziel, die Arbeitsbedingungen von Arbeiterinnen und Arbeitern in Plantagen und Fabriken zu verbessern. Darunter fallen Kriterien wie zum Beispiel:
Fairtrade baut dabei auf den Kernarbeitsnormen der International Labour Organization ILO und vergleichbarer Dokumente der Vereinten Nationen auf, und integriert diese in die Standards. In den meisten Fällen geht Fairtrade allerdings deutlich über diese Vorgaben hinaus. So ist Fairtrade die derzeit einzige Organisation, die einen verbindlichen Zeitrahmen für die Erreichung von existenzsichernden Löhnen in der Textilbranche vorgibt, und macht eine Zertifizierung von Lohnarbeitsbetreiben von der Unterzeichnung eines Protokolls zur Vereinigungsfreiheit durch das Management/die Eigentümer des Unternehmens abhängig.
Neben dem Lohnarbeitsbereich gibt es auch Standardvorgaben für Arbeiter und Angestellte von kleinbäuerlichen Organisationen, z.B. Kooperativen. Prinzipiell werden auch hier die gleichen Bereiche wie in den vorgenannten Standards abgedeckt und auf die ILO-Kernarbeitsnormen aufgebaut; allerdings sind diese wegen der sehr unterschiedlichen Strukturen und Arbeitsbedingungen in kleinbäuerlichen Organisationen nicht immer gleichermassen gültig oder umsetzbar.
Fairtrade steht mitten im Spannungsfeld zwischen dem wirtschaftlichem Überleben von landwirtschaftlichen Betrieben im Süden, die starkem Druck ausgesetzt sind, und den Rechten der Arbeiter in diesen Betrieben, die oft zu den Ärmsten der Armen gehören.
Standardsetzung und Mindestpreise allein reichen nicht aus, um die Situation der Arbeiterinnen und Arbeiter nachhaltig zu verbessern. Sind z.B. Standardkriterien zu weit von der tatsächlichen Situation in einem Land entfernt, gibt es Umsetzungsschwierigkeiten. Daher hat das „Worker´s Rights Desk“ bei Fairtrade International 2012 eine Strategie verabschiedet, die neben einem neuen Standard für Lohnarbeit zusätzliche Instrumente bereithält, um die Situation der Beschäftigten zu verbessern.
Eckpunkte sind:
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