Tag der Arbeit: Fairtrade unterstützt Arbeiterinnen und Arbeiter in der Krise

Die Corona-Pandemie zeigt einmal mehr, wie wichtig Arbeitsgesetze und soziale Absicherung sind

Tag der Arbeit: Fairtrade unterstützt Arbeiterinnen und Arbeiter in der Krise

Seit 130 Jahren gehen am 1. Mai, dem Internationalen Tag der Arbeit, Beschäftigte weltweit auf die Strasse und demonstrieren für das Recht auf menschenwürdige Arbeit. Wie wichtig feste Verträge und soziale Absicherung sind, wird durch die anhaltende Corona-Krise deutlicher denn je: Vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern leiden Arbeiterinnen und Arbeiter unter den massiven Auswirkungen der Pandemie. Viele Unternehmen mussten ihre Angestellten nach Hause schicken, soziale Sicherheiten wie Lohnfortzahlungen oder Kurzarbeit gibt es kaum. Für Wanderarbeiter ist die Lage besonders schwierig.


Textilarbeiterinnen vor massiven Herausforderungen – Fairtrade-Partner helfen

Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, gilt beispielsweise in Indien seit Mitte März eine offizielle Ausgangssperre. Textilfabriken mussten wochenlang schliessen. Viele Wanderarbeiter sitzen seit Beginn der Einschränkungen mittellos in den Grossstädten fest – ohne Unterkunft, Einkommen und Versorgung. Da immer mehr grosse Modeketten ihre Aufträge verschieben oder stornieren, können viele Beschäftigten auch in den kommenden Wochen nicht auf Arbeit hoffen.

Um sie in der aktuellen Situation zu unterstützen, haben Fairtrade-Textilpartner Wanderarbeiterinnen und -arbeiter auf den Fabrikgeländen untergebracht. Viele der Fairtrade-Lizenznehmer, wie zum Beispiel Brands Fashion, Armed Angels aber auch Melawear, stehen zu ihrer Verantwortung und stornieren die Bestellungen bei ihren Lieferanten nicht. Aber das reicht bei weitem nicht, um die voraussichtliche Welle an Entlassungen im Textilsektor aufzuhalten.

Geschlossene Teeplantagen und Blumenfarmen

Auch in den indischen Teeplantagen ist die Lage durch den Lockdown dramatisch. Durch die wochenlangen Schliessungen fehlt den Angestellten ein Grossteil ihres Einkommens. Nur langsam und unter strengen Sicherheitsauflagen öffnen Teeplantagen derzeit wieder. Wann die Arbeit vollständig aufgenommen werden kann, ist allerdings unklar. Im ostafrikanischen Blumensektor kämpfen die Angestellten mit ähnlichen Problemen. Zwar darf auf den Plantagen weiterhin gearbeitet werden, doch die Umsätze sind rückläufig. Die wichtigsten Exportländer für Rosen – Kenia und Äthiopien – verzeichnen Umsatzverluste von 50 bis 80 Prozent. Viele Blumenfarmen haben ihre Angestellten nach Hause geschickt. Eine Katastrophe, denn die wenigsten besitzen finanzielle Rücklagen. Um Lohnverluste der Beschäftigten aufzufangen, hat Fairtrade die Standards angepasst: Ab sofort können Fairtrade-Prämienzahlungen ohne Zweckbindung an die Angestellten ausgezahlt werden.

Arbeiterinnen und Arbeiter besser schützen

Prämienzahlungen leisten in der derzeitigen Notsituation einen wichtigen Beitrag, sind aber keine langfristige Lösung und entlassen Unternehmen nicht aus ihrer Verantwortung. Allein in der Landwirtschaft arbeiten laut Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO) etwa 300-500 Millionen Menschen in abhängiger Beschäftigung. Vermutlich sind es sogar deutlich mehr. Viele von ihnen arbeiten unter widrigen Bedingungen – ohne Arbeitsverträge oder Gewerkschaftsvertretungen und damit ohne Schutz vor Ausbeutung. „Mithilfe seiner Standards, Programme und Partnerschaften arbeitet Fairtrade ununterbrochen daran, Arbeiterinnen und Arbeiter besser zu schützen. Um alle Beschäftigten entlang der globalen Lieferkette zu erreichen, genügen freiwillige Standards allein aber nicht aus – das macht die Corona-Krise einmal mehr deutlich“, erklärt Wilbert Flinterman, Seniorberater für Arbeiterrechte bei Fairtrade International. „Zusätzlich zu den lokalen Gesetzen der Produktionsländer brauchen wir einheitliche politische Rahmenbedingungen, die Arbeitnehmer dabei unterstützen, ihre Rechte einzufordern. Ganz gleich, ob es sich um Tagelöhner, Wanderarbeiter oder Festangestellte handelt", sagt Flinterman zum Internationalen Tag der Arbeit.