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Corona-Hilfsfonds unterstützt Tausende im Kampf gegen das Virus

In 55 Ländern leistet der Fairtrade-Hilfsfonds in Höhe von über 10 Millionen Euro einen Beitrag dazu, dass Tausende Bäuerinnen, Arbeiter und deren Umfeld die schweren Folgen der Corona-Krise bewältigen können.

Eine Frau mit Maske von der Kooperative Karmatera in Indonesien übergibt einer anderen Frau mit Maske zwei Tüten mit Grundnahrungsmitteln

Lebensmittelausgabe, organisiert von der Kooperative Karmatera in Indonesien

Anfang Mai berichteten wir erstmals über den Hilfsfonds für Sofortmassnahmen für Fairtrade-Produzenten, der damals bereits aktiv war. Seitdem haben unsere Partner in den Produktionsländern mit unglaublichem Durchhaltevermögen und unbeirrbarer Entschlossenheit dafür gesorgt, dass Sicherheit am Arbeitsplatz auch unter den neuen Bedingungen gegeben ist, dass ihre Betriebe weiterhin aktiv bleiben und Beschäftigte und ihre Familien ohne Hunger durch die Krise kommen.

In Afrika, im asiatisch-pazifischen Raum und in Lateinamerika übernehmen die jeweiligen Produzentennetzwerke die Verteilung der Hilfsgelder an die Produzentenorganisationen. Dort fliesst das Geld vor allem in Projekte wie:

  • die Verteilung von Schutzausrüstungen und Grundnahrungsmitteln innerhalb der Produzentennetzwerke
  • Wissensvermittlung über Tests, Hygienemassnahmen und Vorsorge zur Eindämmung des Virus
  • Programme, die Arbeiter und Kleinbäuerinnen dabei helfen, sich mental auf lokale Ausbrüche vorzubereiten und somit eine wichtige Rolle spielen, um Ängste zu bewältigen und die Menschen psychisch zu unterstützen
  • Ressourcensicherung, um steigende Produktionskosten auszugleichen
  • z.T. übergangsweise gezahlte Löhne für Arbeitskräfte, die ihre Jobs wegen der Krise verloren haben und an Kleinbauernfamilien zum Ausgleich für Verdienstausfälle

In einem Video von Fairtrade International berichten Produzentinnen und Produzenten aus Afrika, Lateinamerika und der Pazifikregion, inwiefern der Fairtrade-Hilfsfonds sie in der aktuellen Krise unterstützt.

Fairtrade Africa: 668'000 € zum Schutz der Gesundheit von Produzenten und ihrer Familien

In Afrika erhielten Blumenfarmen knapp 200'000 € aus dem Hilfsfonds, 161'000 € gingen an Kakao-Bauern, 161'400 € an Kaffee-Bäuerinnen und 63'500 € an Teeproduzentinnen. Verteilt wurden die Gelder via 245 Produzentenorganisationen. Sie halfen vor Ort, wichtige Projekte zum Schutz vor Corona umzusetzen, zum Beispiel Radiosendungen in Ghana, die über Schutzmassnahmen und die Verbreitung des Virus informierten und über 8'000 Menschen in 67 Gemeinden erreichten. Kooperativen verteilten Masken, Seife oder auch Nahrungsmittel wie Reis, Öl, Dosenfisch und -tomaten und stellten Handwaschanlagen bereit. Kayonza Tea Growers in Uganda zahlte sogar Löhne für Corona-bedingte Arbeitsausfälle an Beschäftigte. Fairtrade Africa hat auf seiner Website mehrere Stimmen und Geschichten gesammelt, die auf Englisch davon berichten, wie sich die Fairtrade-Produzent gegen die Corona-Krise wappnen.

CLAC: Tests, Prävention und Unkostenausgleich mit 460'000 € in Lateinamerika und der Karibik

Das Fairtrade-Produzentennetzwerk Lateinamerikas und der Karibik CLAC verteilte bisher Hilfsgelder an 177 Kooperativen und konnte hierdurch fast 73'000 Menschen in der Region unterstützen. Hieraus finanzierte beispielsweise die Bananenkooperative APBOSMAN in Peru Schnelltests auf COVID-19 und Fieberthermometer, um die Temperatur ihrer Beschäftigen zu messen und Krankheitsfälle frühzeitig zu erkennen. Andere Kooperativen konnten durch die Pandemie gestiegene Transportkosten ihrer Produkte aus dem Hilfsfonds ausgleichen, eine Plakatkampagne zur Aufklärung über das Virus durchführen oder ihre Beschäftigten und deren Umfeld mit Hygiene- und Desinfizierungssets ausstatten. CLAC berichtet auf seiner Website, welche Massnahmen die Menschen der Region mit Geldern aus dem Hilfsfonds auf die Beine stellen.

NAPP: 761'000 € mit grosser Reichweite in der Pazifikregion

Über 262'000 Menschen kamen die über das Fairtrade-Netzwerk für Asien und Pazifik (NAPP) verteilten Hilfsgelder zu Gute, selbst in den entlegensten Regionen. Tee- und Kaffeeproduzentinnen erhielten jeweils €192'000 bzw. €161'000, €408'000 verteilten sich auf Produzentenorganisationen, die Kräuter und Gewürze, Reis oder frische Früchte anbauen. Je nach Bedarf vor Ort finanzierten die Gelder Direktzahlungen an Mitglieder von Produzentenorganisationen, um deren Verdienstausfälle auszugleichen, wie im Fall einer indonesischen Kaffee-Kooperative, oder für Schutz- und Hygienemassnahmen wie Masken und Handwasch-Stationen beim Sportbällehersteller Talon in Pakistan. Auch mittelfristige Hilfe konnte geleistet werden, wie im Fall der Kooperative Karmatera in Indonesien, deren Mitglieder Kokosblütenzucker herstellen. Die Kooperative sorgte für Nahrungsmittelsicherheit ihrer Mitglieder, indem sie sowohl Grundnahrungsmittel als auch Gemüsesaat verteilte. NAPP hat auf seiner Website noch mehr Beispiele für den Ideenreichtum der Mitgliedsorganisationen zusammengestellt.

Mittel- und langfristige Unterstützung

Nach wie vor bleiben die Pandemie und ihre Folgen unberechenbar, doch die Mitglieder des Fairtrade-Systems stehen weiterhin zusammen. Der von Fairtrade-Organisationen geschaffene Resilienzfonds bietet zusätzlich mittel- und langfristige Unterstützung für die Kleinbauern und Arbeiterinnen in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Er ist mit rund einer Million Euro ausgestattet und soll Betrieben die Möglichkeit geben, ihre Produktion wiederaufzunehmen, in neue Technologien zu investieren und sich Schritt für Schritt von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie zu regenerieren. „Wir suchen aber noch nach Partnern sowie weiteren Finanzierungsquellen, die uns helfen, diesen zukunftsorientierten Fonds auszubauen, um sicherzustellen, dass Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, Arbeiterinnen und Arbeiter sich von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise erholen können, während sie gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit der Lieferketten ausbauen“, sagte Darío Soto Abril, CEO von Fairtrade International.

FAIRTRADE-PRÄMIEN FÜR SOFORTHILFE UND PRÄVENTION

Fairtrade International hat entschieden, dass die Fairtrade-Kooperativen und -Plantagen ihre Fairtrade-Prämien in dieser Zeit weiterhin flexibler verwenden können. Die Fairtrade-Prämie ist ein zusätzlicher Betrag zum Verkaufspreis, den die Produzentenorganisationen bei jedem Fairtrade-Verkauf erhalten und in Projekte ihrer Wahl zum Nutzen ihrer Kooperativen oder Gemeinden investieren.

Die Fairtrade-Prämie wird aktuell auch zur Prävention, Erkennung und Behandlung von Corona-Ansteckungen eingesetzt. Sie wird beispielsweise zur Finanzierung von Schutzmasken, Handschuhen, Beatmungsgeräten, Reinigungsprodukten, einschliesslich Desinfektionsmitteln, und für den Einkauf von Lebensmitteln eingesetzt.

Die Änderungen, die vom Fairtrade-Standardkomitee genehmigt wurden, erlauben es zudem den von den Arbeitnehmern geführten Fairtrade-Prämienkomitees zertifizierter Plantagen im Einvernehmen mit dem Unternehmen bis zu 100% ihrer Fairtrade-Prämien als direkte Barauszahlungen an die Arbeitnehmerinnen und Arbeiternehmer zu verteilen.

Fairtrade International überprüft laufend die Bedürfnisse und Herausforderungen der Bäuerinnen und Bauern sowie Arbeiterinnen und Arbeiter, um sie in dieser Zeit bestmöglich unterstützen zu können.